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Interviews

Unser Filmschaffen geht sehr stark von uns und unserem Umfeld aus. - Milena Czernovsky & Lilith Kraxner

Die einzigartig intimen 16mm-Aufnahmen in BEATRIX bilden das gemeinsame Spielfilmdebüt der beiden Filmemacherinnen nach mehreren vorangehenden Kollaborationen. Bereits mit BEATRIX entwickeln Czernovsky und Kraxner eine eigenständige Bildsprache, die sie mit BLUISH fortsetzen. BLUISH könnt ihr mit Mitte Januar in den heimischen Kinos sehen.

 

Milena Czernovsky (*1993, AT) hat 2022 ihr Studium in der Klasse für Bühnen- und Filmgestaltung an der Universität für angewandte Kunst Wien abgeschlossen. Ihre Arbeiten bewegen sich zwischen Bühnen- und Setdesign, Installation und Film. Seit Längerem kollaboriert sie mit Lilith Kraxner. Lilith Kraxner (*1995, AT) absolvierte eine Ausbildung an der Schule Friedl Kubelka für unabhängigen Film und studiert an der Akademie der bildenden Künste Video und Videoinstallation. 2021 wurde ihr erster gemeinsamer Spielfilm, BEATRIX, beim FIDMarseille uraufgeführt und gewann zahlreiche Auszeichnungen.

In diesem Interview erzählt das Regie-Duo über ihre Arbeitsweise und ihren zweiten Spielfilm BLUISH, der ab 17. Januar im Kino zu sehen ist. Außerdem haben die beiden uns ihre Lieblingsfilme aus dem KINO VOD CLUB verraten.

BLUISH gewann beim FIDMarseille den Grand Prix im internationalen Wettbewerb und den Hauptpreis beim BIEFF in Bukarest, zuallererst, herzliche Gratulation! Mit BEATRIX habt ihr eine außergewöhnliche und klare Bildsprache entwickelt, die ihr in BLUISH weitergeführt habt. Stand für euch direkt fest, dass ihr diese Bildsprache und eure gemeinsame Arbeit im bestehenden Team fortsetzen möchtet?

Ja, wie bei BEATRIX haben wir für BLUISH wieder in einem sehr kleinen Team, gewachsen aus Freund:innenschaft gearbeitet. Lara Bellon (Konzeptarbeit und Regieassistenz), Antonia de la Luz Kašik (Kamera) und wir beide verstehen uns als Kollektiv und unser Filmschaffen fügt sich in eine größere gemeinsame Praxis, die unseren Alltag prägt. Wir essen gemeinsam, gehen gemeinsam ins Kino, ins Theater, zu Performances und Ausstellungen, wir sprechen über die Dinge die wir sehen oder die uns beschäftigen, sind im stetigen Austausch und versuchen uns beruflich sowie privat zu unterstützen. 

Unsere Bildsprache, die wir in den letzten Jahren gemeinsam mit Antonia entwickelt haben, beruht sehr stark auf der Idee, den Zuseher:innen Raum für eigene Gedanken, Gefühle und Interpretationen zu lassen. Wir spielen mit den Bildrändern und dem was möglicherweise außerhalb des Frames passiert und versuchen Szenen mit nur einem oder wenigen Bildern zu erzählen, um dem Publikum die Freiheit zu geben, selbst den Fokus in jedem Bild zu bestimmen. 

BEATRIX war euer Langspielfilmdebüt. Aus dieser Erfahrung heraus, auf was habt ihr bei BLUISH besonders viel Wert gelegt und was habt ihr anders gemacht?

In unserer Regiearbeit legen wir besonderen Wert darauf, einen Rahmen zu schaffen, in dem Dinge entstehen können. Wir möchten, dass unser Team und die Spielenden sich so sicher wie möglich fühlen und Räume öffnen, die Begegnungen und Verbindungen zulassen und die Inszenierung kleiner, intimer Alltagsmomente möglich machen.

Bei BLUISH haben wir zum ersten Mal mit einer Produktionsfirma (Panama Film) zusammengearbeitet, wodurch wir uns anders auf die inhaltliche Arbeit einlassen konnten und wir die Möglichkeit hatten, an mehreren unterschiedlichen Orten zu drehen und bereichernde Kollaborationen einzugehen. 

Ihr habt beide nicht klassisch an der Filmakademie studiert, sondern an der Angewandten bzw. an der Schule Friedl Kubelka und der Akademie. Eure Hauptprotagonistinnen kommen aus der Bildenden Kunst bzw. vom Bühnenbild und der Animation. Im Rahmen von BLUISH bietet ihr Künstler:innen aus eurem nahen Umfeld eine Bühne und integriert unter anderem die Arbeiten Glitchbodies von Rebecca Merlic, Perlenmeere von Katrina Daschner und UFO|ultra fett original von ZAK | Zentrum für antidisziplinäre Kunst in euren Film. Wie wichtig ist es euch, Grenzen zu überschreiten und wie spielen die unterschiedlichen künstlerischen Formen und Akteur:innen in eurer Arbeit ineinander?

Unser Filmschaffen geht sehr stark von uns und unserem Umfeld aus. Wir erzählen vom Alltag unserer Protagonist:innen, von kleinen intimen Momenten aber auch von andern Welten, die sich immer wieder auftun. Geschichten in Geschichten in denen mehr möglich zu sein scheint: Bühnenwelten, digitale Räume, Screens etc. 

Dazu haben wir mit Künstler:innen aus unserem nahen und weiteren Umfeld kollaboriert, Personen deren Arbeiten uns beeindrucken. Manche Arbeiten sind explizit für BLUISH entstanden, andere wurden zitiert oder adaptiert. Es ist aufregend, jetzt alles vereint in einem Film zu sehen und zu beobachten, wie die Sequenzen aufeinander reagieren und miteinander sprechen. Durch die Kollaborationen war es uns möglich, unsere Perspektive zu erweitern und andere Formen zu inkludieren. 

Gibt es bestimmte Filmemacher:innen oder Filme, die einen starken Einfluss auf eure Arbeit haben?

Bestimmt haben uns viele Filme beeinflusst und geprägt, es macht uns auch Spaß, kleine Zitate in unseren Filmen zu verstecken, bei BLUISH waren es aber vor allem die genannten Kollaborationen und der Austausch mit unserem Umfeld, die starken Einfluss auf unsere Arbeit hatten. 

Wenn Kino ein Gefühl wäre, welches wäre es? 

Vielleicht ist Kino nicht ein Gefühl selbst, sondern eher ein Raum, der sehr unterschiedliche Gefühle beherbergen kann und sie gemeinsam erfahrbar macht.

BLUISH feierte wie BEATRIX seine Österreichpremiere auf der Viennale. Was macht für euch die Viennale besonders?

Wir lieben die Viennale, weil sie so festlich ist, weil sie ein Publikumsfestival ohne Wettbewerb ist und das gemeinsame Filmschauen im Fokus steht.


Milena Czernovsky & Lilith Kraxners Lieblingsfilme aus dem KINO VOD CLUB findet ihr hier.

Credits: Lisa Edi